Energetische Sanierung

Baubestand nachhaltig weiterentwickeln

Architektur und Energie zusammen denken! Die Sanierung bestehender Gebäude erfordert neben der technischen, wirtschaftlichen und politischen Unterstützung vor allem den persönlichen Einsatz der Bauherrn. Bauphysikalische und tech­nische Eingriffe zur Erhöhung der Energieeffizienz können durch bereits bekannte Instrumente ausgeführt werden.

Der Irrglauben, es sei mit der Fassadendämmung getan, herrscht noch immer vor. Dabei geht es um mehr als Energieeffizienz und die bloße Einhaltung strikter Richtlinien. Energieeinsparung darf kein Selbstzweck sein, deren Optimierung allein bestimmend ist für die zu treffenden Entschei­dungen. Gebäude müssen immer auch zeitgemäßen Bedürfnissen nach Behaglichkeit, Individualität und Ausdruck gerecht werden. Durch die Sanierung kann sich auch eine gestalterische Qualität einstellen, die Aufwand und Kosten lohnenswert macht, für den Nutzer und den Betrachter verständliche Bilder erzeugt und in angemessener Weise nach außen transportiert.

„Oberflächlich“ sanieren heißt Qualität und Geld riskieren. – Allzu oft wird die energetische Sanierung leider als eine „oberflächliche“, eindimensional und technisch einfach mit Dämmpaketen zu lösende Aufgabe missverstanden.

Wesentliche Bausteine eines ganzheitlichen Energiekonzepts:
Um ein Gebäude ganzheitlich zu sanieren und zu einem individuellen, aber mustergültigen Ergebnis zu gelangen, sind außerordentlich viele Aspekte zu beachten, will man die notwendigen Dinge richtig tun. Hierbei nimmt die Behandlung aller Oberflächen, also der Fassade, der Fenster und Dächer, aber auch des Innenraums eine zentrale Rolle ein. Die energetischen und ästhetischen Funktionen in Harmonie zu bringen, ist die große Herausforderung unserer Zeit im Bauwesen – sowohl für Besitzer, als auch für Architekten.

Die Energieeffizienz von Gebäuden steht in dieser Broschüre im Vordergrund; doch nur in eine ganzheitliche Planung eingebunden ist sie nachhaltig und zukunftsfähig. Dies bedeutet, im Zusammenhang mit der Energiefrage weitere drängende Fragen zu behandeln:
• Hat der Standort des Gebäudes das Potenzial, zukunftsfähig und auf Dauer attraktiv zu sein?
• Ist die Gebäudesubstanz technisch ft für eine Lebensdauer von vielen weiteren Jahren?
• Ist die räumliche Struktur geeignet, auch heutige und zukünftige Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft zu erfüllen?
• Lassen sich in Verbindung mit der energetischen Aufrüstung weitere Defizite beheben?
• Wie lässt sich über ein angenehmes Raumklima hinaus eine ansprechende bauliche und räumliche Wirkung erzielen?

Die Planung eines integrativen Energiekonzepts sollte basierend auf diesen Fragestellungen in zwei aufeinanderfolgenden Schritten aufgebaut sein:
1) Wärmeverluste mindern – Passive Strategien stärken
2) Erneuerbare Energien erschließen – Aktive Systeme optimieren

Für beide Schritte gilt: Die Einzelmaßnahmen müssen unbedingt in ein energetisches Gesamtkonzept eingebunden sein, da sonst eine Verschlechterung des Wohnkomforts bis hin zum Bauschaden droht.

Wärmeverlust mindern:
An erster Stelle steht die Minimierung des Energiebedarfs. Wärmeverluste durch Lüftung und wärmeübertragende Außenbauteile wie Wand, Dach oder Fenster sollten reduziert werden.

Durch nachträgliche Dämmung und Austausch der Fenster sowie Abdichten der Gebäudehülle kann dies gelingen. Diese Maßnahmen betreffen praktisch die gesamte Gebäudehülle. Dementsprechend wichtig ist ein Abwägen des energetisch Nötigen mit dem architektonischen Konzept.

Weiter gilt es, möglichst geschickt aus Sonne und Wind Energie einzufangen. Diese sogenannten „Passiven Strategien“ regulieren das Gebäude klimatisch ohne zusätzliche Technik. Durch intelligent ausgerichtete Öffnungen kann die Sonneneinstrahlung in den Wintermonaten das Heizsystem unterstützen, während durch wirksamen Sonnenschutz die Überhitzung im Sommer vermieden wird.

Schwere Bauteile mit hoher Wärmespeicherfähigkeit wirken Temperatur regulierend auf den Innenraum. Lehmwände und andere diffusionsoffene Oberflächen können zusätzlich die Luftfeuchte regulieren. Solche Maßnahmen sind umso effektiver, wenn die Gebäudehülle eine hohe Qualität besitzt und einmal eingefangene Wärme nicht sofort wieder verliert. Gleichzeitig hilft ein durchdachtes Lüftungskonzept die Lastspitzen für Heizung oder Kühlung zu reduzieren.

Sanieren ist Teamwork! Bei der energetischen Sanierung besteht die Gefahr, die Zielsetzung allein auf die bessere Energieeffizienz auszurichten. Für ein ganzheitliches Konzept bedarf es eines architektonischen Verständnisses der Auf­gabe und gute Teamworks. Die ingenieurmäßige Optimierung des energetischen Gesamtsystems muss vom Planer verstanden und in eine ganzheitliche Betrachtung der Aufgabe münden.

Dabei muss die Lösung den Ansprüchen und den Möglichkeiten des Bauherrn entsprechend gestaltet werden, die ggf. auch in mehreren, sinnvoll aufeinander aufbauenden Schritten erfolgen kann.

Gemeinschaftlich und ganzheitlich überlegen, planen und bearbeiten:
Sanierungsvorhaben, Analyse und Konzeptfindung entstehen in einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Architekt, Bauherr und Fachplaner. Die Projektziele können so gemeinsam und zielgerichtet formuliert werden. Technische, finanzielle, umweltrelevante und soziale Kriterien werden von Beginn an betrachtet und sind Grundlagen des weiteren Vorgehens.

Dabei gilt es, Vorstellungen und Erwar­tungen des Bauherrn mit technisch und wirtschaftlich sinnvollen Lösungen durch den Planer und Berater zusammenzubringen. Nur dies kann zu einem befriedigendem und schlüssigem Ergebnis führen, das am Ende auch die Identifikation der Bewohner mit ihrem Zuhause fördert.

Quelle: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung